Wer eine Ahnung davon bekommen will, wie sich unsere Welt in den kommenden zehn Jahren verändern wird, muss durch China reisen. Das einstige Entwicklungsland hat uns in vielen Bereichen längst überholt. Beim Thema Digitalisierung ist China mittlerweile sogar führend.
Die strikte Trennung zwischen analoger und digitaler Welt ist dort mehr oder weniger aufgehoben. Das Internet ist allgegenwärtig und eine digitale Erweiterung der realen Welt. Einkaufen, mit Freunden chatten, ein Taxi bestellen, Hotels reservieren oder Restaurantrechnungen aufteilen und begleichen: Das alles funktioniert per App. Das Handy zeigt an, wie virensicher das Betreten eines Gebäudes ist, wie gesund man lebt und wie sozial man sich verhält. Briefe und Pakete werden teilweise schon von Robotern und Drohnen ausgetragen, auch die Automatisierung der Betriebe schreitet voran. Es gibt keinen Lebens- und Wirtschaftsbereich, der ausgespart bleibt. Keine Frage: Das ist unsere Zukunft. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich unser Schritt in diese neue digitale Welt spürbar beschleunigt. Die Nach-Corona-Welt wird eine andere sein als die davor. Dort, wo sich Arbeit auch zu Hause erledigen lässt, hat das Thema Homeoffice in den vergangenen Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Die Dienstleistungsbranche wird sich dadurch stark verändern. In der produzierenden Industrie wird das Thema Automation und Robotik immer weiter Eingang in die Produktionsabläufe finden.
E-Gaming ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Ein weiterer bedeutender Trend ist der gesamte Bereich des sogenannten E-Gaming. Die digitale Spieleindustrie, die als Vorreiter für andere Branchen virtuelle Realitäten schafft, ist mittlerweile umsatzstärker als die internationale Filmbranche. Die Zielgruppe der Anwender beschränkt sich dabei nicht nur auf junge Gamer. Das Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei einem Alter von 50 Jahren. E-Gaming ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Bei allem, was bereits passiert und was man sich mit etwas Phantasie vorstellen kann, zum Beispiel 3D-Konferenzen in virtuellen Räumen, komplett automatisierter Transport von Personen und Gütern, Cyborg-Anwendungen oder KI-basierte Justiz, sollte man vor allem die Geschwindigkeit des digitalen Wandels nicht unterschätzen.
Um die Dynamik zu erahnen, lohnt ein Blick in den Rückspiegel: In welchem Tempo wir die Telefonie und Internetwelt sowie die Automation unserer klassischen Industrien in nur kurzer Zeit vorantreiben würden, haben wir vor 30 Jahren wohl kaum geahnt. Meine 16jährige Tochter hat mich schon vor einigen Jahren mal gefragt, welches Handy ich denn als Schülerin zur Verfügung hatte. Ich habe ihr als Antwort etwas von Telefonhäuschen und Drehscheibentelefonen mit langer Schnurverbindung in den Hausflur erzählt. Die Schnur hat sich immer verdreht und litt auch darunter, dass ich zum Telefonieren meine Tür schließen wollte und die Schnur dabei im Türspalt eingeklemmt habe. Aber das ist eine andere Geschichte. Was ich eigentlich sagen will: Es ist erstaunlich, wie schnell und radikal sich unser Kommunikationsverhalten verändert hat. Es lässt erahnen, was in den kommenden Jahren noch möglich ist. Sich mit einer Box im Wohnzimmer zu unterhalten, die die Heizung, das Garagentor, den Rasenmäher und das Licht steuert, ist heute schon keine Science-Fiction mehr, sondern Realität.
Von einer Tech-Blase an der Börse kann keine Rede sein
Vor diesem Hintergrund sollte man nicht glauben, dass es heute an der Börse womöglich eine Tech-Blase gibt, die demnächst platzen könnte. Denn für die Bewertungen der Tech-Werte an den Kapitalmärkten gibt es gute Gründe. Insbesondere die digitalen Marktführer wie Amazon, Apple, Alphabet oder Netflix sind keine Hoffnungswerte, sondern etablierte Unternehmen, die ihre Marktstellung in der modernen Welt gefestigt und schon bewiesen haben, dass sie ihre Ideen in kräftige Gewinne umsetzen können. Und bei allem, was an zukunftsweisenden Visionen, Entwicklungen und Technologien in absehbarer Zeit möglich denkbar ist, sind diese Unternehmen an vorderster Front dabei.
Abseits von Google, Amazon und Apple: Hier lohnt sich noch der Einstieg
Natürlich sind die sogenannten FAANG-Unternehmen Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google hoch bewertet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie in den wichtigsten US- und Technologieindizes stark vertreten sind. Daneben gibt es aber auch interessante Unternehmen in digitalen Teil-Branchen, die in den meisten Kundendepots bisher noch wenig Eingang ins Portfolio gefunden haben. Dazu zählen etwa Firmen aus dem Bereich E-Gaming, unter anderem Titel wie Activision Blizzard, Take-Two oder auch Electronic Arts.
Auch Werte der internetbasierten Arbeitsorganisation und -kommunikation bieten Chancen. So findet sich zum Beispiel COMPUGROUP Med. auf unserer Empfehlungsliste. Dabei handelt es sich ausnahmsweise sogar um einen deutschen Wert in der Tech-Welt, die ja ansonsten sehr US-lastig ist. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf den Tec-DAX, in dem diese beiden genannten Unternehmen neben großen Namen wie Deutsche Telekom, Infineon und SAP stehen.
Fazit: Wir gehen davon aus, dass nicht nur die großen, bekannten US-Konzernen Chancen bieten, sondern ausgesuchte Werte aus dem Tec-Dax an der positiven Weiterentwicklung der Trends beteiligt sein werden. Die Corona-Krise hat Vieles in Bewegung gesetzt. Unter anderem hat sie vielen Investoren die Augen für die Dynamik der Digitalisierung geöffnet.