Small is beautiful: Schöne Nebenwerte fürs Depot

Deutschlands Wirtschaft und insbesondere die Exportindustrie stehen vor großen Herausforderungen. Es wäre deshalb nicht besonders klug, sich als Anleger nur auf den DAX zu verlassen. Europa hat viele attraktive Nebenwerte zu bieten. Machen wir uns nichts vor. Dass Deutschland endlich wieder eine handlungsfähige Regierung hat, ist kein Grund zum Feiern. Wie sehr selbst der Regierungspartei CDU die Partylaune abgeht, konnte man am Dienstag bei der Vereidigung Merkels abzählen. Die Kanzlerin hat sichtbar an Macht eingebüßt. Innenpolitisch ist das schon ein Menetekel. Außenpolitisch ist es fatal. Denn Deutschland hat viel zu verlieren.

Da ist zum einen Emmanuel Macron, der Frankreichs Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen will und dafür Geld braucht. Seine Visionen für Europa laufen vor allem auf eine Vergemeinschaftung der Schulden hinaus, immer flankiert von dem Aufruf an Deutschland, die Exportüberschüsse zu reduzieren. Unter dem Strich bedeutet all das: Frankreich darf mehr investieren, Deutschland zahlt den Preis dafür.

Damit nicht genug, droht auf der anderen Seite des Atlantiks neuer Ärger. Sollten die USA einen Handelskrieg mit Europa ausrufen, würde vor allem die deutsche Exportindustrie darunter leiden. Unabhängig davon ziehen die USA durch Trumps Steuerreform und die Zinserhöhungen der Fed schon jetzt vermehrt Kapital an. Der Kampf um Investitionen hat längst begonnen.

Deutschlands Exportindustrie wandelt angesichts dieser Herausforderungen auf unsicheren Pfaden. Wer als Anleger auf der Suche nach attraktiven Aktien ist, sollte seinen Blick deshalb jetzt auf Unternehmen richten, die ihre Gewinne vor allem im europäischen Binnenmarkt erzielen. Dazu zählen Konsumwerte sowie Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Telekommunikation, Kosmetik.

Schönheit, Innovation, Konsum: ein solider Dreiklang fürs Depot

Beiersdorf ist ein schönes Beispiel für einen Kosmetikkonzern, der über Jahrzehnte hinweg solide abliefert, ein klassischer defensiver Wert. Im vergangenen Jahr hat der Konzern das höchste Umsatzwachstum seiner Firmenhistorie erzielt. Beiersdorf wächst vor allem in Europa.

Ein anderes Beispiel ist ein Tec-Dax-Unternehmen, das anschaulich beweist, welche Qualitäten zum Teil in der zweiten deutschen Börsenliga verborgen liegen: Siltronic, ein Hersteller von Siliziumscheiben, kommt mit der Produktion kaum nach. Das Unternehmen konnte die Preise zuletzt drastisch erhöhen, die Umsatzrendite liegt bei 20 Prozent, die Gewinne haben sich 2017 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Von solchen Kennzahlen träumen DAX-Konzerne.

Aber es muss nicht nur Deutschland sein: Europa hat viele interessante Unternehmen zu bieten, die oft unter dem Radar deutscher Anleger fliegen. Dazu zählt beispielweise die portugiesische Holding Sonae. Der Mischkonzern ist Portugals größter privater Arbeitgeber und Steuerzahler, mit einer Marktkapitalisierung von 2,3 Milliarden Euro aber eher ein Leicht- bis Mittelgewicht auf dem Börsenparkett. Was die Holding derzeit interessant macht, ist ihre Konzentration auf defensive Themen: Die Tochterunternehmen betreiben Einkaufszentren, verkaufen Kleidung und Lebensmittel und sind im Bereich Telekommunikation unterwegs. Angesichts der anstehenden Herausforderungen für Europa ist allein dieses Unternehmen der fast perfekte Euro-Mix.

STOXX Europe Small 200 (blau) und Euro Stoxx 50 (grün) im 10-Jahres-Vergleich

Quelle: Onvista

Überhaupt: Es lohnt sich für deutsche Anleger, europäische Nebenwerte genauer ins Visier zu nehmen. So hat der STOXX Europe Small 200 mit seiner Performance den Euro Stoxx 50 in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgehängt. Small is beautiful, europaweit.