Das Lachen und Weinen des jungen G.

„Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, dass die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulanten erklärt“. Zitat Ende. Die Quelle: Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Gymnasiallehrer. So steht es auf seiner Abgeordnetenseite des Deutschen Bundestages.

Der Auslöser für Gabriels ambivalente Gefühle ist die Aussage von Deutsche-Bank-Chef John Cryan, der Spekulanten für den Absturz des Börsenkurses der Deutschen Bank verantwortlich gemacht hat.

Der Gymnasiallehrer Gabriel hat grundsätzlich Recht: Wer an der Börse spekuliert, sollte auch darauf gefasst sein, dass er selbst einmal Spekulationsobjekt werden könnte – und sich tunlichst nicht darüber beschweren.

Der Gymnasiallehrer Gabriel darf sich natürlich darüber lustig machen.

Als Sigmar Gabriel während seiner Iran-Reise auf Cryans Äußerungen angesprochen wurde, war er aber nicht als Gymnasiallehrer oder privat unterwegs, sondern als Bundesminister für Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland. Mit Verlaub: Das ist eine andere Hausnummer. Man darf von einem Bundeswirtschaftsminister erwarten, dass …

… er erstens den Unterschied zwischen einem auf Spekulation spezialisierten Hedgefonds und einer Großbank kennt.

… er zweitens die Interessen der deutschen Wirtschaft vertritt. Dazu gehört – ob ihm das als Parteivorsitzendem der Sozialdemokraten passt oder nicht – auch die Deutsche Bank.

… es ihm nicht egal sein sollte, ob das größte deutsche Bankinstitut in eine finanzielle Schieflage gerät. Der Internationale Währungsfonds hat die Deutsche Bank erst kürzlich als größte Gefahr für das globale Bankensystem bezeichnet. Das Geldhaus sei so vernetzt in der Welt, das sein Zusammenbruch wohl eine neue Finanzkrise auslösen würde.

… er abschätzen kann, was es bedeutet, welches Signal ein Wirtschaftsminister an den Finanzmarkt sendet, wenn er sich über einen Konzern in dieser Form äußert. Seine Worte sagen: „Dieser Konzern ist mir schnuppe“.

Immerhin macht Gabriel keinen Hehl aus seiner Haltung. Er hat auf Nachfrage von Journalisten sogar noch nachgetreten. Die Bank mache ihm keine Sorgen, sagte er. Aber er mache sich „Sorgen um die Menschen, die bei der Deutschen Bank arbeiten“, so Gabriel. Bei diesen Worten beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Kann es sein, dass Gabriel eine neue Chance wittert? Dass er vielleicht sogar auf eine Notsituation der Deutschen Bank hofft? Um dann mit Staatshilfen und als Fusionshelfer für eine „Deutsche Commerz Bank“ werbewirksam Arbeitsplätze retten zu können?

Tengelmann, die Zweite? Diesmal aber richtig?

Es ist nur so ein Gedanke. Vielleicht sogar weit hergeholt. Hoffentlich ist er sogar völlig abwegig. Aber wenn nicht: Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen sollte.