Cash-Management: Kampf um die schwarze Null

Die kluge Verwaltung von Liquiditätsreserven ist ein wichtiger Bestandteil des Portfoliomanagements. Die Herausforderung besteht im Moment darin, damit positive Renditen zu erwirtschaften.

Liquidität ist wichtig. Denn sie gibt Anlegern die Freiheit, kurzfristig auf Chancen oder plötzlich auftretende Probleme zu reagieren. Wem schon mal kurz vor dem Wochenende die Waschmaschine kaputt gegangen ist, weiß, wovon ich rede.

Im Rahmen des Portfoliomanagements sieht es nicht viel anders aus. Mit verfügbarem Kapital lässt sich ein Depot geschmeidiger umschichten. Und wenn sich Gelegenheiten für neue Investitionen bieten, muss nicht erst Altbestand zu vielleicht ungünstigen Konditionen verkauft werden.

Leider ist aus der scheinbar banalen Aufgabe, freies Kapital leicht verfügbar anzulegen, mittlerweile eine echte Herausforderung geworden. Nichts ist derzeit schwieriger, als ein attraktiv verzinstes Cash-Management zu betreiben. Die Nullzinspolitik in Europa und den USA macht es uns unmöglich, völlig risikolos in kurzen Laufzeiten anzulegen, und dabei noch eine positive Rendite zu generieren. Ich kann aktuell keine drei attraktiven Instrumente nennen, mit denen Cash-Management in der Form möglich wäre, wie ich es mir wünschen würde. Die verbliebene Auswahl an erträglichen Möglichkeiten erstreckt sich vom Parken der Liquidität auf dem Konto bis hin zu Anleihen mit guter Bonität und einer Verzinsung von mindestens 0,2 bis 0,3 Prozent – wenn wir klassischerweise von Laufzeiten bis zu maximal drei Jahren ausgehen.

Unter dem Strich steht eine Entwicklung in den vergangenen Jahren, die sich so zusammenfassen lässt: ein gestiegenes Risiko und eine gesunkene Rendite. Das ist aus Anlegersicht eine äußerst unglückliche Konstellation.

Immerhin: Die Erwartungen unserer Kunden haben sich dieser Situation angepasst. Ihnen ist das Dilemma bewusst. Die Benchmark im Cash-Management hat sich deutlich verschoben. Das Ziel ist nicht mehr, eine Verzinsung zwischen einem und zwei Prozent pro Jahr zu erreichen, sondern Negativzinsen auf dem Anlagekonto zu vermeiden. Zwischen -0,4 und -0,6 Prozent gelten als normal. Schon eine Verzinsung der schwarzen Null ist deshalb mittlerweile schon ein Erfolg.

Kreativität ist gefragt

Negativzinsen sind nicht nur ein emotionales Thema, sondern durchaus auch ein ganz rationales. Die Kunden reagieren vermehrt empfindlich auf Strafzinsen der Banken. Als unabhängiger Vermögensverwalter haben wir glücklicherweise die Chance, bei unseren verschiedenen Depotbanken Strafzinsen bis zu einem bestimmten Betrag zu vermeiden. Darüber hinaus sind wir bei der Eichler & Mehlert GmbH spezialisiert auf das aktive Rentenmanagement. Bei akribischer Suche nach Anlagealternativen findet man doch hin und wieder noch interessante Papiere. Wir diskutieren diese Möglichkeiten im Einzelfall intensiv mit unseren Kunden. Dies ist unser Vorteil gegenüber den Banken.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass unserer Kreativität in diesem Bereich bis auf Weiteres enge Grenzen gesetzt sind. Die Zinssituation in Europa wird sich auf absehbare Zeit wohl nicht verändern. Das lässt schon die hohe Verschuldung einzelner europäischer Länder nicht zu, die sich so schnell nicht auflösen wird. Damit die Zinsen wieder steigen, muss auch die Inflation erst wieder anziehen. Das wird vermutlich nicht zeitnah geschehen, sondern vielleicht schrittweise erst in den kommenden zwei bis drei Jahren. Über allem schwebt die Unsicherheit, wie sich die Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie wieder erholt. Aber auch politische Entscheidungen dies- und jenseits des Atlantiks können die Entwicklung wesentlich beeinflussen.

Fazit und Ausblick: In der aktuellen Phase haben unsere Kunden Glück im Unglück: Wir sind Rentenspezialisten und kennen uns hier so gut aus, dass wir in diesem schwierigen Zinsumfeld auch dann noch tragbare Lösungen finden, wenn andere schon aufgeben. Und sollten sich die Rahmendaten des Zinsmarktes ändern, werden wir zu den ersten gehören, die aktiv reagieren und die dann probaten Anlageinstrumente einsetzen.